Chinchillazähne

Die Zähne der Chinchillas und ihre Besonderheiten

© Christine Fischer

Chinchillas verfügen über ein in seiner Anordnung für Nagetiere (Rodentia) typisches Gebiss. Das heißt, sie haben insgesamt:


Daraus ergibt sich folgende Zahnformel:
3 1 0 1   I   1 0 1 3
3 1 0 1   I   1 0 1 3

Chinchillas kommen bereits mit einem vollständig ausgebildetem Gebiss zur Welt.
Ein Milchgebiss wird in der Embryonalphase zwar angelegt, es kommt aber nicht zur Ausbildung dieser Vorstufe.
Die für die meisten Nagetiere typische Gelborange-Färbung des Zahnschmelzes erfolgt in den ersten Lebenswochen.
Die oberen Schneidezähne sind etwas kürzer als die unteren (im Verhältnis 1:2 – 1:3), das ist wichtig für einen guten „Biss“ und muss bei Zahnkorrekturen unbedingt beachtet werden.
In Ruhestellung stehen die Backenzähne miteinander in Kontakt (Okklusion), die unteren Schneidezähne dagegen werden von den oberen verdeckt.
Die Backenzähne lassen sich erst dann richtig begutachten, wenn man mit einem Maulspreizer und einem Wangenspreizer die Sicht auf diesen Teil der Maulhöhle f freilegt.

Zähne bestehenaus den sogenannten Zahnhartsubstanzen:

Einen ganz entscheidenden Anteil dieser Hartsubstanzen bildet Calcium in seiner Speicherform, dem Hydroxylapatit. Dentin besteht zu etwa 70% daraus, der Zahnschmelz sogar zu über 95%.

sowie aus dem Innenleben:

welche die versorgenden Blutgefäße und den Nerv des Zahns enthält, eingebettet in gallertiges Bindegewebe;
ferner sitzen hier die Zellkörper der Dentinbilder (Odontoblasten), ihre langen Fortsätze reichen über Kanälchen nach „außen“ und geben die Zahnmasse (Dentin) ab.
Im Gegensatz zum Menschen haben diese Zähne keine Wurzel, weshalb das Pulpasystem der Zähne nicht geschlossen sondern offen ist.

Der Zahntyp von Tieren wie Chinchillas nennt sich aradikulär hypsodont.
Das bedeutet, dass die Zähne keine Wurzel im eigentlichen Sinne ( = aradikulär) haben und somit hauptsächlich aus der Zahnkrone bestehen ( = hypsodont).
Der Zahnhalteapparat besteht aus Teilen des Kieferknochens (Alveolarknochen), dem Zahnfleisch und dem Zahnzement.
Der im Kieferknochen befindliche Teil der Zähne ist als eine Art „Reservekrone“ anzusehen, die sich im Laufe des Zahnwachstums in Richtung Mundhöhle vorschiebt, während sie von unten stetig nachwächst.
Diese Zähne zeichnet ein lebenslanges (= elodontes) Wachstum aus, weshalb ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wachstum und korrekter Abnutzung von entscheidender Bedeutung für die Zahngesundheit der Tiere ist.

Typisch für Nagetiere ist eine gelblich-orange Färbung des Zahnschmelzes, eine Verblassung dieser Färbung weist auf einen Calciummangel hin. Den Meerschweinchen fehlt diese Färbung jedoch grundsätzlich.
Da die Zähne lebenslang wachsen, werden auch ständig Zahnhartsubstanzen neu gebildet. Die Zähne werden so auch stetig neu mit Zahnschmelz überzogen, dieser ist allerdings wesentlich dünner als der des Menschen (der seine Schicht auf den bleibenden Zähnen lediglich einmal für ein ganzes Leben erhält).
Tatsächlich vollständig mit Zahnschmelz überzogen sind jedoch nur die Vorderseiten der Schneidezähne, sie sollten zudem eine glatte Oberfläche haben.
Die Backenzähne sind schmelzfaltig, das bedeutet, dass alle Zahnsubstanzen ineinander bzw. nebeneinander in Falten liegen und somit keine einheitliche Oberfläche existiert.Deshalb ist die Schmelzfärbung an den Backenzähnen auch weniger gut zu sehen.

Aus der Anordnung der Zahnhartsubstanzen ergibt sich, dass die Zähne der Tiere nicht an allen Stellen gleichmäßig „hart“ sind und sich bei der Abnutzung eine typische Form einstellt:
Die Schneidezähne erhalten an ihrem Ende eine zur Maulhöhle gerichtete „Meißelform“, da die Vorderseite durch den Schmelzüberzug härter ist, sich also langsamer abnutzt.
Sie sind dadurch recht scharf und eigenen sich hervorragend zum Nagen.
Die Oberfläche der Backenzähne erhält durch die unterschiedliche Abnutzungsgeschwindigkeit eine Art Relief, ähnlich einem Waschbrett. Sie eignen sich somit vorzüglich zum Zermahlen faseriger Nahrung.

Diese Besonderheiten der Zahnform zeigen auch, weshalb eine korrekte Fütterung sowie das Anbieten von Nagemöglichkeiten für diese Tiere so wichtig ist.

Ein Missverhältnis zwischen dem Wachstum und der nötigen Abnutzung der Zähne führt aufgrund des stetigen Wachstums relativ zügig zu einer Art „Teufelskreis“:
Durch die fehlerhafte Abnutzung entsteht ein fehlerhafter Biss (Malokklusion) und dadurch eine fehlerhafte Kieferbewegung, die wiederum die Futteraufnahme sowie eine korrekte Abnutzung der Zähne behindert.
Aus der durch Zahnfehler resultierenden minderwertigen Nahrungsaufbereitung im Maul können letztendlich auch Verdauungsstörungen und Mangelerscheinungen hervorgehen.
Ein betroffenes Tier kann also im Extremfall ohne tierärztliche Hilfe in Form von Zahnkorrekturen buchstäblich verhungern.

Hier finden Sie einen Bericht über Hinweise auf mögliche Erkrankungen der Zähne